Ewige Liebe

In tiefer Gruft auf steinern Bette,
da liegen knochig zwei Skelette.
Eins ist Weib und eins ist Mann.
einand in Liebe zugetan.

Sie schieben schabend Schäd an Schädel:
„Lass dich küssen, Knochenmädel“,
und denken dabei, ach uns deucht,
hier war einst Zunge, wars einst feucht.

Nun rutscht sie kratzend immer tiefer,
will spüren Festes weit im Kiefer.
Sie tastet suchend – alles leer!
Rund um sein Schambein ist nichts mehr.

Auch er fühlt nach dem bebend Runden.
Nur: Was er wähnt, bleibt ungefunden.
Längst Haar und Hügel sind gewichen,
zu lange sind sie schon verblichen.

Sie fleht: „Komm, nimm Dein Schienenbein
und stoß es tief in mich hinein.“
Der Knochen klappert hohl im Becken,
reibt sich in Kurven, stößt an Ecken.

Doch bald ist jede Lust verflogen…
Manch Rippe wird zurechtgebogen
und wispernd raunt er: „Ach, ich hätte
so gern jetzt eine Zigarette.“

Dann legen sie sich beide nieder.
Probierns in hundert Jahren wieder.
Innig verliebt sind zwei Skelette,
in tiefer Gruft auf steinern Bette.

 

 

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